Das Wachsen des Leibes
Das winzige, zweiblättrige Gräslein, das dem Samenkorn entschlüpft, entwickelt sich zu einer grossen Pflanze mit Blüte und Frucht. Der Säugling, der so hilflos daliegt, wird mit den Jahren zu einem Mann. Auch die Versammlung, der Leib des Christus ist ein lebendiger Organismus und soll nach den Gedanken des Herrn «wachsen.»
Er fügt ihm immer mehr Erlöste als Glieder hinzu. Der Leib soll aber auch innerlich zunehmen. Er soll «hingelangen», «heranwachsen» und «auferbaut» werden.
Wenn wir das Kind mit dem Mann vergleichen, so können wir mühelos feststellen, dass das Wachstum des Körpers nur möglich ist, wenn alle einzelnen Körperteile daran teilhaben: Die kleinen Hände und Füsse sind grösser geworden, die Gliedmassen länger, Brust und Schultern breiter – jedes einzelne Organ entspricht nun der Statur des Erwachsenen. Bliebe nur eines in der Entwicklung zurück, würde es Wachstum und Leben des übrigen Leibes ernsthaft hindern.
So ähnlich verhält es sich auch in dem Leib des Christus. Sein Wachstum vollzieht sich dadurch, dass alle einzelnen Glieder, «wir alle» an der Entwicklung vom kleinen Kind zum erwachsenen Mann teilhaben.
Das Mass des vollen Wuchses
Wann ist denn das Wachstum des Leibes des Christus und des einzelnen Gläubigen abgeschlossen? Dann, wenn wir hingelangt sind «zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Mass des vollen Wuchses der Fülle des Christus» (Eph 4,13). Wenn wir in allem herangewachsen sind «zu Ihm hin, der das Haupt ist, der Christus.»
In den ersten Kapiteln des Epheserbriefes wird uns deutlich gesagt, dass jeder durch die Gnade Gottes Errettete mit Christus lebendig gemacht und auferweckt worden sei und nun in Ihm in den himmlischen Örtern mitsitzen dürfe, als einer, der dort mit jeder geistlichen Segnung beschenkt worden ist. Das ist die wunderbare Stellung und das herrliche Teil eines jeden Erlösten. In dieser Beziehung ist von einem Wachstum keine Rede.
Das 4. Kapitel aber betrachtet diese Segnungen von der praktischen Seite aus. Je besser der Gläubige die ihm in Christus geschenkten Dinge erkennt, die Fülle des Christus im Glauben erfasst und verwirklicht, wird er auch praktisch in allem zu Ihm hin wachsen. Dies geschieht allerdings nur unter der Voraussetzung, dass er, was den früheren Lebenswandel betrifft, den alten Menschen abgelegt hat (Eph 4,22).
Der Leib des Christus als Ganzes wird hier auf der Erde das ihm vom Haupt gesteckte Ziel – das Mass des vollen Wuchses der Fülle des Christus – nie erreichen. Lasst uns aber mit allen, die zu seinem Leib gehören, diesem hohen, gesegneten Ziele nachjagen und zustreben! Denn, dass die Gläubigen von «Kindern» zu «Vätern» heranreifen (1. Joh 2,12-17), ist ja ihr normales Wachstum.
Wie geschieht die Auferbauung des Leibes?
Damit der menschliche Körper wachsen kann, muss ihm Speise und Trank zugeführt werden. Sogleich treten gewisse Organe in Tätigkeit, die die empfangene Nahrung zerkleinern, in ihre Bestandteile auflösen und die geeigneten Stoffe den vielen Gliedern zur Erneuerung und zum Aufbau ihrer Zellen zuleiten. Aufbau und Wachstum des menschlichen Körpers beruhen also nach den wunderbaren Gedanken unseres grossen Schöpfer-Gottes auf der täglichen Nahrung und dem Zusammenspiel aller Organe.
Die Auferbauung des Leibes Christi geht in ähnlicher Weise vor sich. Nur ist die dazu erforderliche Speise nicht ein Produkt aus der Küche menschlicher Weisheit, auch keine Mischung von Wahrheit und Philosophie. Eine solche «Nahrung» führt von Christus weg zu Hunger und Zerfall, wie es uns die Geschichte der Kirche eindrücklich beweist. Das Wort Gottes allein dient der Auferbauung des Leibes Christi, und jeder wirkungsvolle Dienst besteht in der Darreichung dieses Wortes.
Diese göttliche Nahrung soll durch das Zusammenwirken der verschiedenen Teile des Leibes den einzelnen Gliedern in einer Weise zugeführt werden, dass sie aufgenommen werden und Wachstum bewirken kann. «Lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus, aus dem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Mass jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe» (Eph 4,15.16).
Da sollte sich doch jeder von uns fragen: Übe ich meine Funktion als Gelenk der Darreichung innerhalb des Leibes Christi aus? In der Familie? Unter meinen Freunden? Wo irgend sich eine Gelegenheit zeigt? Dass doch durch uns alle der Geruch der Erkenntnis Christi auch unter den Gläubigen offenbar würde! (2. Kor 2,14).