Die Versammlung des lebendigen Gottes (18)

Die Zusammenkunft zum Gebet

Die Zusammenkunft zum Gebet

Keinem Kind Gottes braucht man zu beweisen, dass es ohne das persönliche Gebet nicht auskommen kann. Wie der Neugeborene im Augenblick der Geburt zu schreien beginnt, so fängt der Gläubige am Tag seiner Neugeburt zu beten an. Dies ist eine der ersten Kundgebungen des neuen Lebens, das er nun besitzt. «Siehe, er betet!» sagte der Herr zu Ananias (Apg 9,11), um ihn zu überzeugen, dass sein Werk der Gnade in Saulus von Tarsus eine Umwandlung hervorgebracht habe.

Das Gebetsleben des Christen darf keine Unterbrechung erfahren. Es ist ja der Ausdruck seiner Abhängigkeit von Gott und seines Vertrauens zu Ihm. Wenn er sich zum Gebet zwingen muss, wenn sein Reden mit Gott selten, formell, trocken und inhaltlos wird, so sind das Krankheitssymptome seines inneren Lebens, denen er unverzüglich auf den Grund gehen sollte.

Bei unserem Herrn Jesus gab es nie solche Unterbrüche. Er war während seines Lebens als Mensch auf der Erde «stets im Gebet» (Ps 109,4). Wie hätte es auch anders sein können! Nie verliess Er den Boden der Abhängigkeit und des Gehorsams. Nie wankte sein Vertrauen auf Gott, das Ihn «von Mutterschoss an» (Ps 22,11) charakterisierte. Sein ganzes Herz verblieb in vollkommener Gemeinschaft mit Gott und seinen Gedanken, Interessen und Ratschlüssen. Weder die Welt noch die Sünde vermochten von aussen her in das makellose Heiligtum seines Herzens einzudringen. – Ein solcher Herzenszustand machte Ihm das Beten zu einem Bedürfnis, zum Quell des Friedens und der Freude, zum Vorgeschmack seiner jetzigen Tätigkeit als Hoherpriester im Himmel.

Dass wir doch in diesem allem von Ihm lernten und zu treuen Betern würden, die die Interessen Gottes und das Werk des Herrn auf dem Herzen tragen! Wie lebendig würden dann unsere Gebets-Zusammenkünfte und wie gross wäre der Segen, der daraus hervorginge!

Eine kostbare Verheissung des Herrn für das gemeinsame Gebet

Im Zusammenhang mit seinen Belehrungen über die «Versammlung», die nach seiner Auferstehung gebildet werden sollte, sagte der Herr Jesus zu seinen Jüngern: «Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgendeine Sache, welche sie auch erbitten mögen, so wird sie ihnen zuteilwerden von meinem Vater, der in den Himmeln ist» (Mt 18,19). Wie gibt doch diese Verheissung dem Gebet der örtlichen Versammlung und dem gemeinsamen Gebet überhaupt eine so grosse Bedeutung! Schon «das inbünstige Gebet eines Gerechten vermag viel» (Jak 5,16). Aber der Herr selbst belehrt uns hier, dass das gemeinsame Gebet eine noch grössere Wirkung hat. Er begründet diese Tatsache mit dem Wort: «Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.» Wie in den übrigen Zusammenkünften, so dürfen sich die Gläubigen auch während der Gebetsversammlung auf diese wunderbare Zusage stützen. Wenn der Herr selbst die Leitung dieser Versammlung übernimmt und der Heilige Geist in den Herzen aller Anwesenden ungehindert wirken kann, wie gottgemäss werden dann ihre Bitten sein und wie viele Gebetserhörungen wird Er ihnen schenken! Sollte es da möglich sein, dass ein Christ aus nichtigen Gründen dieser Zusammenkunft fernbleiben könnte? Wäre das nicht ein Beweis seines schlechten inneren Zustandes?

Es mag nützlich sein, hier ganz kurz die positiven und negativen Punkte aufzuzählen, die bei den Gebetsversammlungen beachtet oder gemieden werden sollen:

Einmütigkeit

Wie wir sahen, macht der Herr seine Verheissung davon abhängig, dass die, die zusammen beten, «übereingekommen», also einmütig sind in ihren Bitten. Irgendwelche Spannungen, oder Uneinigkeiten und Meinungsverschiedenheiten unter den Geschwistern würden nicht nur den Heiligen Geist betrüben, sondern auch das Mitbeten und die Erhörung infrage stellen. Die Gläubigen in Jerusalem «verharrten einmütig im Gebet» und «erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott»; denn sie waren ja auch sonst «ein Herz und eine Seele» (Apg 1,14; 4,24; 4,32).

Bestimmte Bitten

Auf den Wunsch seines Jüngers: «Herr, lehre uns beten!» (Lk 11,1-13) gab Er ihnen unter anderem das Beispiel von dem «unverschämten» Nachbarn. Dieser kam mit der deutlichen Bitte: «Freund, leihe mir drei Brote!» Nun wussten beide, worum es ging. Und auf seine bestimmte Bitte folgte auch eine genaue Antwort. – Wenn wir uns von den Knien erheben, sollten wir wissen, welche Bitten wir Gott vorgelegt haben und worauf wir Antwort erwarten dürfen.

Im Glauben bitten

Was Jakobus dem Einzelnen sagt, gilt auch den zum Gebet versammelten Gläubigen: «Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifelnde … denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen wird» (Jak 1,6.7; Mt 21,22).

Mit Ausharren bitten

Jesus erzählte seinen Jüngern ein Gleichnis dafür, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten. Wir sollen es machen wie jene Witwe, die beharrlich mit derselben bestimmten Bitte zum ungerechten Richter kam, bis sie Erhörung fand (Lk 18,1-6).

Kurze Gebete

In der Zusammenkunft zum Gebet sollte der Einzelne nur kurze Bitten aussprechen, damit möglichst viele ihre Anliegen vorbringen können.

Alle sollten sich dabei bewusst bleiben, dass sie sich vor Gott befinden und ihrer Worte seien daher «wenige» (Pred 5,2). Wortbetrachtungen auf den Knien sind fehl am Platz, so wenig wie die in die Gebete eingewobenen Ermahnungen, die man eigentlich an die Adresse der übrigen Beter richten will.