Die Zusammenkunft zur Wortverkündigung
In früheren Kapiteln sahen wir, dass die Auferbauung des Leibes Christi durch die Aufnahme geistlicher Nahrung geschieht, wie sie uns im Wort Gottes gegeben ist. Wir erinnerten uns daran, dass der Herr seiner Versammlung zum Dienst des Wortes Gottes Gaben gegeben hat, die Er sich selbst zu ihrer besonderen Aufgabe heranbildet. Der Heiligen Schrift konnten wir entnehmen, dass der Herr die Kinder Gottes an den verschiedenen Orten zu seinem Namen hin versammeln und die örtlichen Zusammenkünfte durch den Heiligen Geist selber leiten will. Wir wollen versuchen zu skizzieren, wie eine Zusammenkunft zur Auferbauung, die nicht von einem Menschen geleitet wird, praktisch durchgeführt werden soll.
Die Gläubigen finden sich im Bewusstsein zusammen: der Herr ist da! In Bezug auf den Dienst wurde nichts vereinbart, denn sonst wäre es kein Zusammenkommen «als Versammlung» (1. Kor11,16). Keiner erscheint mit einem präparierten Vortrag. Auch das Thema steht nicht fest. Aber die Herzen der Brüder sind gleichwohl nicht leer. – Jeder, der in Treue vorangeht, wird ja für sich persönlich das Wort verwirklicht haben: «Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen» (Kol 3,16). Er wird die Bibel fleissig gelesen und studiert haben, sooft er dafür Zeit erübrigen konnte. So hat sich in seinem Herzen ein Schatz an Erkenntnis der Dinge Gottes, an «Neuem und Altem» angesammelt (Mt 13,52).
Wenn sie jetzt beieinander sind, so hat daher jeder, der so gewandelt hat, «einen Psalm, eine Lehre» (1. Kor 14,26). Jeder wartet auf die Leitung des Geistes und handelt, wenn er den Eindruck hat: Er will es! Dabei weist ihn vielleicht das Lied am Anfang oder das Eingangsgebet auf einen bestimmten Schriftabschnitt hin. Vielleicht hat ihm aber der Herr schon vor längerer Zeit etwas Besonderes aufs Herz gelegt und gibt ihm jetzt Freimütigkeit zum Dienst des Wortes.
Den Korinthern, die reich gesegnet waren an Gaben, schrieb der Apostel: «Propheten aber lasst zwei oder drei reden» (1. Kor 14,29). Auch heute mag es vorkommen, dass der erste Bruder nur ein kurzes Wort auszurichten hat, und dass ein anderer in der Abhängigkeit vom Herrn noch einige Gedanken beifügen muss. Alle aber sind darauf bedacht, dass «alles geschehe zur Erbauung, … anständig und in Ordnung» (1. Kor 14,26.40).
Der natürliche Mensch mag einen ausgefeilten und glänzend aufgebauten Vortrag dieser schlichten Weise der Wortverkündigung vorziehen. Der geistlich gesinnte Gläubige aber freut sich, den Weisungen der Heiligen Schrift entsprechend, mit andern Christen zum Herrn hin versammelt sein zu dürfen und alle Darreichungen des Wortes im Glauben von Ihm zu erwarten, durch die Kanäle und Gaben, die Er der Versammlung gegeben hat. «Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen» (1. Kor 1,25).