5. Der Fels und der Brunnen
a) Der Fels
1. Korinther 10,4 sagt uns: «Sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. (Der Fels aber war der Christus.)» Am Anfang der Durchquerung der Wüste war der Fels geschlagen worden, ein Bild von Christus am Kreuz, von wo seinem Volk jede Segnung zufliesst (2. Mo 17,6). Nach den Anweisungen des HERRN genügte es, in unserem Kapitel, zum Felsen zu reden, und zwar mit dem Stab Aarons, der gesprosst hatte, in der Hand. Welch ein Wunder! Der Zugang steht uns immer offen, um in einem ernsten, kurzen, klaren Gebet zu dem zu reden, der geschlagen worden ist. Der Stab erinnert an das Hohepriestertum, das, gegründet auf das Leben und die Gnade, die einzige Grundlage war, auf der Gott das Volk noch in Kanaan einführen konnte. Der Stab der Autorität, derjenige des Führers, führte wegen der Schwachheit des Volkes und wegen seines Unglaubens schliesslich nur zur Züchtigung. Die neue Generation musste begreifen, dass sie nur durch die Gnade ins Land eintreten konnte.
Trotz des Vergehens Moses, der den Felsen mit seinem eigenen Stab zweimal schlug, «kam viel Wasser heraus» (Vers 11). Diese Wasser reden zu uns von der Gnade, die dem, der Durst hat, umsonst zukommt (Röm 3,24; Off 22,17); die Gnade, die noch überreichlicher ist (Röm 5,20; Jes 44,3.4), die uns nahe ist, die jederzeit für den vorhanden ist, der Durst hat (Joh 7,37; Jes 55,1). Der Fluss aus Hesekiel 47 vertiefte sich in dem Mass, je weiter man seinen Ufern entlang ging. Das sind die Wasser des Heiligtums, die Gnade, die man im Lauf des Lebens immer besser kennenlernt, diese «wahre Gnade Gottes, in der ihr stehen sollt» (1. Pet 5,12}. Diese Gnade unterweist uns auf dem Weg, die Gottlosigkeit zu verleugnen, besonnen, gerecht und gottselig zu leben, und die glückselige Hoffnung zu erwarten (Titus 2,12.13).
b) Der Brunnen
Das Volk, das von den Wassern aus dem Felsen zu trinken hatte, konnte zum König von Edom sagen: «Wir wollen kein Wasser aus den Brunnen trinken.» Diese sind ein Bild der menschlichen Hilfsquellen, die uns von der Welt angeboten werden (4. Mo 20,17). Nachdem es am Brunnen von Beer seinen Durst gestillt hatte, konnte es auch das Wasser Sihons, des Königs der Amoriter, verweigern (4. Mo 21,22).
Bei dem Brunnen sagte der HERR zu Mose: «Versammle das Volk, und ich will ihnen Wasser geben» (4. Mo 21,16). Das ist nicht nur das Wasser, das jeder für sich selbst aus der Quelle trinkt, sondern die gemeinsame Erfrischung, die man, geschart um den Herrn, in Gemeinschaft miteinander findet. Gott selbst ergreift die Initiative; hier antwortet Er nicht auf ein Gebet oder auf das Murren. Er sagt: «Ich will geben.» Ganz am Ende der Wüstenreise ist das die letzte Gabe Gottes vor dem Eintritt in Kanaan: Das Wasser, das ins ewige Leben quillt.
Die Fürsten haben den Brunnen gegraben (Vers 18). Denken wir an alle die, deren sich Gott im Lauf der Jahrhunderte bediente, um das Wasser des göttlichen Wortes freizulegen, zuweilen unter Lebensgefahr. In unseren Tagen können die «Edlen» sowohl die geistlichen Elemente einer Versammlung darstellen sowie auch die Führer, deren schriftlicher Dienst uns noch zu unserer Verfügung steht, um uns die Reichtümer des Wortes besser bekanntzumachen. Die Fürsten, die Edlen des Volkes, haben «mit dem Gesetzgeber» gegraben, d.h. mit Christus. Das Volk ist Nutzniesser dieses Dienstes, der so zu seiner Verfügung steht, und es schätzt ihn als eine Gabe Gottes. Zum zweiten Mal singt es in seiner Freude ein Lied (vgl. 2. Mose 15 und lies Jakobus 5,13). Das Wasser fliesst, und die Anbetung erhebt sich zu dem Gott der Gnade.
Vor seiner Heirat dachte Isaak nach am «Brunnen des Lebendigen, der sich schauen lässt» (1. Mo 24,62); nachdem er Rebekka zur Frau hatte, wohnte er dort (1. Mo 25,11). Das ist ein schönes Beispiel. Es ermuntert uns, wenn die Familie einmal gegründet ist, gemeinsam dort zu wohnen, um zusammen «Erben der Gnade des Lebens zu sein».
Nach der Erfahrung mit der kupfernen Schlange wendet sich das Volk «gegen Sonnenaufgang» (4. Mo 21,11), zu Christus hin, dem wahren Licht. Nach der geistlichen Erfrischung, die sie am Brunnen fanden, haben die Israeliten Kraft, um zu kämpfen und den Sieg über die Amoriter zu erringen.