4. Die Reinigung des Lagers
Die Israeliten sollten darüber wachen, «ihre Lager nicht zu verunreinigen». Warum das? – Das Wort unterstreicht es ausdrücklich: Weil der HERR in ihrer Mitte wohnte (Vers 3). Sich daran erinnern, sich immer unter den Blicken Gottes wissen, im Bewusstsein seiner Heiligkeit, würde uns vor manchem Fall bewahren.
Verschiedene Fälle werden uns vorgestellt. Zuerst solche, die einen Ausschluss aus dem Lager bedingten:
- der Aussatz,
- der Ausfluss,
- die Berührung mit einer Leiche, wovon man sich nicht gereinigt hatte.
Der Aussatz ist ein Bild der Sünde, eine chronische Krankheit. Er kann sogar einen Gläubigen darstellen, den der Eigenwille kennzeichnet, was ihn zu schweren Fehltritten führt und ihn zu einem «Bösen» macht (1. Kor 5). Verkehrtheiten, die man nicht beachtet, können sich zu Aussatz oder Ausfluss entwickeln!
Der Ausfluss spricht von jemand, der die Regungen des Fleisches nicht zurückhalten kann, der sich selbst nicht unter Kontrolle hat, und aus diesem Grund einen schädlichen Einfluss auf andere ausübt. Aber nehmen wir uns davor in Acht: Man kann sich leicht auf einen solchen Weg verirren, wenn man sich selbst einem verderblichen Einfluss von aussen aussetzt, der uns zum Bösen verleitet. 1. Korinther 15,33 sagt uns: «Lasst euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten.» Es ist wichtig, über unsere Freundschaften, selbst über unsere Geschäftsbeziehungen zu wachen und die Energie zu haben, sie abzubrechen, wenn sie mit dem christlichen Wandel nicht zu vereinbaren sind. «Werdet rechtschaffen nüchtern und sündigt nicht» (1. Kor 15,34).
Wer wegen einer Leiche unrein wurde, sollte sich reinigen, wie wir es im 19. Kapitel sehen werden. Wenn er es nicht tat, stand er in Gefahr, aus der Mitte der Gemeinde ausgerottet zu werden: er verunreinigte so das Heiligtum des HERRN (4. Mo 19,20). Der Tod ist der Lohn der Sünde, unter ihren zwei Gesichtspunkten der Gewalt und des Verderbens. Die Berührung mit einem Toten umfasst alle Äusserungen des Fleisches, unter anderem die Gemeinschaft mit denen, die kein Leben aus Gott haben und durch diese Gewalttätigkeit und Unreinheit gekennzeichnet sind. Der Umgang ist unvermeidlich (1. Kor 5,9-10), aber wachen wir darüber, dass wir uns nicht mit denen verbinden, die durch den «Tod» gekennzeichnet sind (2. Kor 6,14).
Die drei obgenannten Fälle zogen – wenigstens für eine Zeit – den Ausschluss vom Lager nach sich, eine aussergewöhnliche, sehr ernste Massnahme. Darf man dagegen über «alle Sünden der Menschen», die so leicht begangen werden, hinweggehen? Die Verse 5 bis 10 zeigen, wie man sich verhalten soll, wenn man seinem Bruder Unrecht getan hat. Vier Dinge werden hervorgehoben:
- Sobald der Schuldige sich seiner Schuld bewusst wurde, sollte er die begangene Sünde bekennen (Vers 7). Das Bekennen ist auch für den Christen unerlässlich. Das gibt uns die Sicherheit der Vergebung und der Reinigung (1. Joh 1,9). Das Bekenntnis richtet sich einerseits an Gott, denn jede Untreue wurde gegen Ihn begangen, und anderseits an den, der durch unseren Fehltritt geschädigt wurde, damit die Gemeinschaft auch mit ihm wiederhergestellt sei.
- Dann folgt die Rückerstattung. Wenn man jemandem etwas gestohlen hat, muss man es ihm zurückgeben. Anderes Unrecht muss wiedergutgemacht werden, was die Wirklichkeit der Buße und des Bekenntnisses beweist.
- Der Schuldige, der den gestohlenen Gegenstand zurückerstattete, entzog sich dadurch nichts. Er hatte nur den rechtmässigen Besitz wiederhergestellt. Er musste daher noch «das Fünftel davon hinzufügen» und es dem geben, an dem er sich verschuldet hatte, Das Gewissen und das Herz des Gläubigen werden in jedem Fall zeigen, was «das Fünftel» bedeutet.
- Endlich ist eine Wiederherstellung ohne die Sühnung durch das Opfer «der Versöhnung, um Sühnung zu tun», nicht möglich. Das 3. Buch Mose legt den Schwerpunkt auf das Opfer für die Sünde und für die Schuld. In 4. Mose, dem Buch der Verantwortlichkeit, werden vor allem das Bekenntnis und die Rückerstattung unterstrichen. Aber keine Wiederherstellung könnte stattfinden, ohne auf das Opfer Christi zurückzukommen. Wenn Gott «gerecht» ist, um zu vergeben (1. Joh 1,9), so ist Er es nicht gegenüber uns, sondern gegenüber Christus, dessen vollkommenes Opfer unsere Sünden weggenommen hat. Es ist wichtig, dass wir jedes Mal, wenn wir gefehlt haben, die ernste Erinnerung an das wiederbeleben, was es den Herrn Jesus gekostet hat, gerade diese Sünde zu tilgen. Das führt uns auch dahin, uns im Selbstgericht zu erforschen, warum wir diese Sünde verübt haben, und was der geheime Beweggrund für diese Beleidigung der Heiligkeit Gottes war.
Die Tat bekennen, die Ursache richten, die Sache zurückerstatten, das Fünftel hinzufügen, von neuem durchdrungen sein vom Gedanken an den Preis, den Christus bezahlte, um unsere Vergehungen auszutilgen, – das führt uns in den vollen Genuss des göttlichen Lichts zurück.
Das Ende unseres Kapitels spricht von dem, der sich im Geheimen abwendet. Das Herz wird von verbotenen Dingen angezogen. Niemand hat davon etwas gesehen …, ausser Gott. Das Ende des Lebens des Königs Salomo wurde verdunkelt, weil er «viele fremde Frauen liebte». Jakobus bezeichnet die Freundschaft der Welt als Ehebruch (Jak 4,4).
Die schuldige Frau sollte sich «vor den HERRN stellen» (Verse 18 und 30). Nur die Rückkehr in die Gegenwart Gottes bringt den Zustand des Herzens ans Licht und führt uns dazu, ihn zu richten. Sie musste das heilige Wasser trinken, in das Staub vom Fussboden der Stiftshütte geschüttet worden war (Vers 17). Spricht dieses Wasser nicht vom Heiligen Geist, der die Erinnerung an den Tod des Herrn Jesus auf Herz und Gewissen anwendet? («In den Staub des Todes legst du mich» Ps 22,16). Diese Wasser der Bitterkeit rufen eine tiefe Übung hervor, die zu einer vollständigen Reinigung und Wiederherstellung führen kann. Leider bleiben die Warnungen des Wortes und des Heiligen Geistes, selbst die Erinnerung an die Leiden Christi, manchmal ohne Wirkung: die Selbstsucht (der aufgeschwollene Bauch, Phil 3,19; Röm 16,18) und der schwankende Wandel (geschwundene Hüfte, Vers 27) werden offenbar.
«Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens» (Spr 4,23).