I. Das Volk Gottes
Die ersten zehn Kapitel des 4. Buches Mose stellen uns das Volk Gottes vor, wie Er es in der Wüste sieht. Es setzt sich aus Kämpfern zusammen, die um einen Mittelpunkt versammelt sind, in deren Mitte die Diener arbeiten und wo das Lager rein gehalten werden muss, «denn dort wohne ich», sagt der HERR. Da sind Herzen, die sich für Gott abzusondern wünschen; Opfergaben werden zum Altar gebracht, Personen zum Dienst des Heiligtums geweiht. Das Passahfest wird gefeiert, und Gott ordnet alle Vorbereitungen für den Aufbruch an.
1. Wer ist tauglich zum Kampf?
Das 4. Buch Mose erwähnt zwei Musterungen: eine am Sinai, in Kapitel 1, und die andere in den Ebenen Moabs, in der Nähe des Jordans und Jerichos, in Kapitel 26. Bei der ersten schreitet Gott sozusagen die Reihen seines Volkes ab, um Kenntnis zu nehmen von allen, die für den Kampf tauglich sind. Beim Vergleich der Zahlen der zweiten mit denen der ersten Musterung, erkennt man die oft so schweren Folgen der Fehler und Verirrungen in der Wüste. Gewisse Stämme sind zahlenmässig kleiner geworden und sehen daher auch ihr Erbteil in Kanaan geschmälert, denn «den Vielen sollst du ihr Erbteil mehren und den Wenigen ihr Erbteil mindern; jedem soll entsprechend seinen Gemusterten sein Erbteil gegeben werden» (4. Mo 26,54).
Am Sinai werden alle Männlichen von zwanzig Jahren und darüber gemustert, alle, «die zum Heer ausziehen». Jeder muss seine Abstammung, sein Geschlecht und sein Vaterhaus angeben. Auch in Nehemia 7,64.65 ist es so. Da dürfen nur die von den heiligen Dingen essen, die beweisen können, dass sie in Israel geboren und von der priesterlichen Familie sind. Heute gehören nur die zum Volk Gottes, die von neuem geboren sind: «So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die … aus Gott geboren sind» (Joh 1,12.13). Um «zum Heer auszuziehen» – für das Zeugnis nach aussen, den Kampf für die Wahrheit – ist ausserdem männliche Reife erforderlich: Man muss, wenigstens in einem gewissen Mass, Einsicht in und Verständnis der Gedanken Gottes erlangt, und zugenommen haben in den himmlischen Dingen: zwanzig Jahre alt sein!
Das Wort stellt uns das Volk Gottes auch als eine Herde vor. Der Hirte ruft jedes Schaf bei seinem Namen. Er trägt Sorge um die Schwachen und Kranken. Er trägt die Lämmer in seinen Armen. Das ist die liebende Gnade unseres Herrn. Aber hier befinden wir uns in der Wüste, unter dem Gesichtspunkt der Verantwortlichkeit. Der Geist Gottes will, dass wir fühlen, wie wichtig es ist, den göttlichen Gedanken zu entsprechen, damit unser Wandel, unser Zeugnis und unser Kampf zur Ehre des Herrn seien.
Zwölf Stämme werden gemustert. Von den Söhnen Jakobs empfängt Joseph zwei Teile: Ephraim und Manasse (vgl. 1. Mose 48,5). Ein Stamm ist also nicht gemustert. Es sind die Leviten, die für den Dienst der Wohnung abgesondert sind (Verse 47-54), wie wir es später noch sehen werden.
2. Versammelt
Wir sind nicht berufen, die Wüste nur als Einzelne, jeder für sich, zu durchschreiten. Gott will die Seinen sammeln, damit sie merken, dass sie zu einem Ganzen gehören. Dazu gibt Er ihnen einen Mittelpunkt. Für Israel war es die Bundeslade, die sich im Zelt der Zusammenkunft befand: «Die Kinder Israel sollen … lagern; dem Zelt der Zusammenkunft gegenüber sollen sie ringsum lagern» (4. Mo 2,2), jeder an dem von Gott bezeichneten Platz.
Die Herde sammelt sich um den Hirten; der Leib des Christus ist mit seinem Haupt vereinigt. Nach den Gedanken Gottes kann man sich nur im Namen des Herrn Jesus versammeln, der verheissen hat, in der Mitte der Seinen zu sein (Mt 18,20).
Der Wandel steht in Verbindung mit dem Versammeln: «So wie sie lagern, so sollen sie aufbrechen, jeder an seiner Stelle» (Vers 17). Gemeinschaftliches Vorangehen, Verantwortung der einen für die anderen, ein gemeinsames Zeugnis für Gott vor der Welt. Das Volk lagerte sich rings um die Bundeslade, und wenn sich die Heere der Israeliten aufmachten, um ihren Weg durch die Wüste fortzusetzen, so blieb die Bundeslade in ihrer Mitte und zog mit (Vers 17).
3. Der Dienst
Der Priesterdienst war das Teil der Familie Aarons (Verse 1-3). Nur sie durften die Opfer, wie wir sie in 3. Mose finden, darbringen. Darum werden die Priester im 4. Buch Mose nur nebenbei erwähnt. Ihre Weihung wird im 2. Buch beschrieben und ihr Dienst ist Gegenstand des 3. Buches Mose. (Musste es nicht so sein, dass der Geist Gottes zuerst im 3. Buch Mose den Gottesdienst und die Gemeinschaft vorstellt und erst anschliessend den Wandel und den Dienst im 4. Buch Mose?)
Die Leviten waren für Gott abgesondert, anstelle aller Erstgeborenen aus Israel, auf die sich der HERR ein besonderes Recht erworben hatte, an dem Tag, da Er sie verschonte, während Er alle Erstgeburt im Land Ägypten schlug (4. Mo 3,12.13). Sind nicht auch wir «um einen Preis erkauft worden» (1. Kor 6,20), so dass wir «nicht mehr unser selbst sind»? «Er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist» (2. Kor 5,15).
Bevor die Leviten in den Dienst eintraten, sollten sie zu Aaron «herzunahen» und sich vor ihn «stellen» (Vers 6; vgl. Mk 3,14). Sie waren Aaron und seinen Söhnen «ganz zu eigen gegeben» und dazu bestimmt, «den Dienst für Ihn zu versehen» und «den Dienst der ganzen Gemeinde», und um den Dienst der Wohnung zu verrichten. Wie sehen wir in diesen Zügen, was jeden Diener des Herrn kennzeichnen soll: eine ständige Gemeinschaft mit Ihm, ein Dienst in Hingabe an seine Person, an die Seinen und an seine Versammlung, wobei man alles, was man ist, dem Herrn zur Verfügung stellt.
Nebenbei bemerkt, es gab 8580 Leviten im Alter von dreissig bis fünfzig Jahren (4. Mo 4,47), d.h. fähig für ihre Aufgabe. Es war ein Überfluss an Dienern für alle Bedürfnisse der Stiftshütte und ihres Transportes vorhanden; einer konnte den anderen ablösen. Wie steht es heute?
Keiner suchte sich seine Arbeit aus, aber jeder erfüllte sie «nach dem Befehl des HERRN … durch Mose», der «jeden Einzelnen zu seinem Dienst und zu seiner Traglast» bestellt hatte.
Für weitere Einzelheiten über diesen wichtigen Gegenstand, wie er auch in Kapitel 8 unseres Buches behandelt wird, verweisen wir auf das Buch: «Die Stiftshütte und der Dienst der Leviten».