6. Durst
Wir kommen nun zum Ende der vierzig Jahre in der Wüste. Die Stämme sind während 38 Jahren umhergeirrt, um schliesslich nach Kades zurückzukehren (Vers 1). Die meisten derer, die im Alter von zwanzig Jahren Ägypten verlassen hatten, sind gestorben. Eine neue Generation ist an ihre Stelle getreten. Wird sie besser sein als ihre Väter? In Ägypten hatten jene in Unterdrückung und Unwissenheit gelebt. In der Wüste sind ihre Söhne durch Mose unterwiesen worden, sie haben das Gesetz empfangen, sie haben die Wunder gesehen, die der HERR zu ihren Gunsten vollbracht hat, sie sind auch durch seine Zucht ermahnt worden.
Gott steht im Begriff, sie durch den Durst auf die Probe zu stellen. Eine harte Prüfung, wenn man sie erleben muss, sei es körperlich oder geistlich! Das «Fleisch» hat sich weder bei den Söhnen noch bei den Vätern geändert. Das Volk hadert mit Mose, es wiederholt: warum? warum? und wünscht sogar mit seinen Brüdern umgekommen zu sein, als diese vor dem HERRN starben.
In manchen Begebenheiten des Wortes lässt Gott den Durst zu. Hagar, in 1. Mose 21,15.16, hat das Wasser ihres Schlauches schnell verbraucht, ein Bild der menschlichen Hilfsquellen, die so unsicher sind auf dem Weg des Lebens. Sie weint, ihr Kind schreit; Gott öffnet ihre Augen; am Wasserbrunnen, den Er ihr zeigt, stillt sie ihren Durst, wie früher in Beer-Lachai-Roi, dem Brunnen des Lebendigen, der sich schauen lässt (1. Mo 16,14).
Erschöpft durch seinen Kampf gegen den Feind, ruft Simson in seinem sehr grossen Durst zu Gott (Ri 15,18). Der HERR antwortet durch die Spaltung der Höhlung, aus der Wasser hervorkommt; Simson kann in En-Hakore, der Quelle des Rufenden, trinken.
Der Herr Jesus selbst hat den Durst gekannt. Am Brunnen von Sichar, ermattet von der Reise, erbat Er von der samaritischen Frau zu trinken, Er, der Schöpfer aller Dinge. Vor allem aber musste Er auf dem Kreuz, als seine Zunge an seinem Gaumen klebte (Ps 22,16), ausrufen: «Mich dürstet!»
Aufgrund seines Werkes der Erlösung wiederholt Er jetzt jeder Seele: «Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke!» (Joh 7,37). «Wer an mich glaubt, wird niemals dürsten» (Joh 6,35).
Gott kann den Durst zulassen, um uns zum Trinken zu veranlassen, nicht ein Mal, sondern alle Tage unseres Lebens. Dabei wird nicht nur unser Durst gestillt, «sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt» (Joh 4,14); «aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen» (Joh 7,38). So wird die Anbetung, die der Geist bewirkt, aus unseren Herzen gegen Gott strömen und der gewirkte Segen zu unseren Brüdern fliessen.