3. Das Hohepriestertum
Das zentrale Kapitel, sozusagen das Herzstück des 1. Buches Mose, spricht vom Vater und vom Sohn in Morija (1. Mo 22). In der Mitte des 2. Buches Mose finden wir den hebräischen Knecht, der erklärt: «Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen» (2. Mo 21,5). Im Zentrum des 3. Buches Mose und zugleich in der Mitte der fünf Bücher Mose steht der grosse Versöhnungstag, der die Grundlage für das Wohnen Gottes inmitten seines Volkes bildet. Unser Kapitel, im Herzen des 4. Buches Mose, zeigt uns die alleinige Grundlage, auf der Gott Israel in das Land wird einführen können: Das Priestertum, wie aufs Neue bestätigt, auf der Grundlage des Lebens.
Beim Aufstand von Korah, Dathan und Abiram wurde die Autorität Moses und die Stellung Aarons durch das Gericht und den Tod wiederhergestellt, aber das Volk hatte alle Rechte auf das Land verloren. Wären die Dinge so weitergegangen, so wäre das Volk in Kürze unter dem Gericht Gottes aufgerieben worden. Nur die Gnade konnte es nach Kanaan bringen, die Gnade, gegründet auf das Priestertum, wie es unser Kapitel vorstellt. Der Stab Moses, der doch so oft benutzt wurde, war nicht ausreichend. Als Symbol der Autorität und der Macht war er nicht in der Lage, die Stämme, die so voll Schwachheiten und Elend waren, ans Ziel zu führen. Er konnte die Murrenden schlagen, aber dem Murren kein Ende setzen. Auf dem Weg durch die Wüste konnte das Priestertum nur in Begleitung der reinen Gnade Gottes wirksam sein.
Das gleiche finden wir in Hebräer 4: Niemand, kein Gläubiger, würde ohne die Fürbitte des Herrn Jesus das Ende des Weges erreichen. «Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden» (Heb 7,25).
Um in der Sache Korahs den Mann zu bezeichnen, «den der HERR erwählen wird», wurde Mose gezwungen, den Test mit den Räucherpfannen vorzuschlagen. Was anderes hatte sich daraus ergeben, als der Tod der 250 Männer, die Weihrauch dargebracht hatten? Aber Gott hatte bei sich noch einen anderen Test in Bereitschaft als den des Todes: den des Lebens. Jeder Stammesfürst musste seinen Stab, sein Zepter, zum Heiligtum bringen, zwölf Stäbe, «und der Stab Aarons war unter ihren Stäben». Um den Mann zu bezeichnen, den der HERR erwählt hatte, würde Er seinen Stab sprossen lassen. Anders gesagt, das Leben, das in diesem toten Holzstab in Erscheinung treten würde, zeigte den Priester nach dem Herzen Gottes. «Und es geschah am nächsten Tag, als Mose in das Zelt des Zeugnisses hineinging, siehe, da hatte der Stab Aarons, vom Haus Levi, gesprosst: Er hatte Sprossen getrieben und Blüten gebracht und Mandeln gereift» (4. Mo 17,23). Ein bemerkenswertes Vorbild vom Herrn Jesus, dem Priester, «der es nicht nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebots geworden ist, sondern nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens» (Heb 7,16). «Wenn er nun auf der Erde wäre, so wäre er nicht einmal Priester, weil solche da sind, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen» (Heb 8,4). Gestorben, auferweckt und in die Herrlichkeit erhöht, «ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden, von Gott begrüsst als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks» (Heb 5,9.10).
So steht heute vor unseren Augen und Herzen kein gestorbener Erlöser, sondern eine lebende Person, die sich für uns verwendet. «Ich war tot», sagt Er zu Johannes, «und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit» (Off 1,18). Der Stab Aarons blieb vor dem Zeugnis, in der Bundeslade, als Gewähr dafür, dass die Gnade Gottes nie versagen würde.