5. Hochmut und Empörung
Überheblichkeit ist die Sünde des Teufels und der Grund seines Strafurteils (1. Tim 3,6). «Du sprachst in deinem Herzen: ‹Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben … Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten›» (Jes 14,13.14). Der Feind wusste sehr gut im Voraus, dass er mit dem Hochmut, den er in das Herz Korahs einflösste, Verwüstung unter das Volk säen würde.
Korah, ein Levit, ein Kehatiter, «unternahm es», gegen Mose aufzustehen (4. Mo 16,1); nicht zufrieden damit, ein Levit zu sein und den Dienst der Wohnung zu verrichten, trachtete er auch nach dem Priestertum (Vers 10). In unserem Kapitel stellt Aaron Christus als Priester vor; eine solche Funktion zu wünschen, entsprach im Vorbild dem Begehren, den Platz Christi einzunehmen.
Im Christentum sind alle Gläubigen Priester, aber ein einziger ist unser Hoherpriester, Mittler zwischen Menschen und Gott, der Mensch Christus Jesus. Kein Gläubiger darf sich über seine Brüder erheben und sich anmassen, Vermittler zwischen dem Volk Gottes und Gott selbst zu sein. Die Schwere der Verfehlung Korahs kann an der Härte der Strafe ermessen werden, die darauf folgte.
Er zieht 250 Männer, Fürsten, Männer von Namen, mit sich fort. Mose gibt sich alle Mühe, um ihm seinen Irrtum zu zeigen. Er spricht mit denen, die sich gegen ihn und gegen Aaron versammeln, er redet persönlich mit Korah (Vers 8), aber alles nützt nichts. Mose bekommt die Gnade, die Dinge in die Hände Gottes zu legen und Ihn durch die Probe mit dem Räucherwerk (Vers 7) entscheiden zu lassen, wer der Mann ist, den Er auserwählt hat.
Gleichzeitig mit der Empörung Korahs, einer religiösen Empörung, findet ein «ziviler» Aufstand vonseiten Dathans, Abirams und Ons, den Rubenitern, statt, die sich gegen die Autorität Moses erheben: «Du wirfst dich zum Herrscher über uns auf.» Mose ist hier ein Vorbild von Christus, nicht als Priester, sondern als Herr. Noch hochmütiger als Korah, verweigern Dathan und Abiram sogar jede Unterredung mit Mose (Vers 12). Sie beschuldigen ihn des misslungenen Eintritts in Kanaan (Vers 14) und, indem sie jeden Gehorsam verweigern, kommen sie soweit, dem Volk die Stirn zu bieten: mit ihren Kindern und ihren Frauen stellen sie sich an den Eingang ihrer Zelte (Vers 27).
Es gab keine andere Abhilfe mehr als die Züchtigung Gottes. Wie schrecklich war sie!
Korah hatte die ganze Gemeinde gegen Mose und Aaron an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft versammelt. In diesem entscheidenden Augenblick erscheint die Herrlichkeit des HERRN. Er fordert Mose und Aaron auf, sich von der ganzen Gemeinde abzusondern, die Er im Begriff steht zu vernichten. Die zwei Brüder treten mit Einsicht für das Volk ein: «Der eine Mann sündigt, und du solltest über die ganze Gemeinde zürnen?» Das ist ein feierlich ernster Grundsatz, denn wenn die Gemeinde die Empörung Korahs deckte, würde sie gesamthaft in das Gericht hineingezogen. Auf das Wort des HERRN: «Erhebt euch ringsum weg von der Wohnung Korahs, Dathans und Abirams», gehorchen die Israeliten. Mose, indem er einen letzten Versuch unternimmt, steht auf und geht zu diesen aufrührerischen Männern. Während das Volk einen grossen Kreis um deren Wohnungen macht, öffnet die Erde plötzlich ihren Mund und verschlingt sie mit allem was ihnen angehört. Und aus dem Heiligtum «ging Feuer von dem HERRN aus und frass die 250 Männer, die das Räucherwerk dargebracht hatten».
Anstatt die Unterweisung einer solchen Züchtigung anzunehmen, lehnt sich Israel schon am nächsten Tag von neuem auf. Es murrt gegen Mose und Aaron und beschuldigt sie, das Volk des HERRN getötet zu haben (Vers 41). Das führt zu einer Plage. Nur das Eingreifen Aarons, als Priester mit dem Räucherwerk zwischen den Toten und den Lebenden stehend, ein herrliches Vorbild von Christus, bringt die Plage zum Stillstand und verschont den Überrest der Aufrührer. Noch einmal glänzt die Gnade, nicht ohne dass die Heiligkeit Gottes ihre Ansprüche gefordert hätte.
«Stolz geht dem Sturz, und Hochmut dem Fall voraus» (Spr 16,18).
Dennoch leuchtet ein Strahl der Gnade inmitten dieser schrecklichen Szene: «Aber die Söhne Korahs starben nicht» (4. Mo 26,11). Warum wurden sie verschont? Wir wissen es nicht und wir können nur die Worte Abrahams wiederholen: «Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?» Später werden die Söhne Korahs Psalmen dichten dürfen, die durch die Zeitalter hindurch zum Trost und zur Erbauung der Gläubigen bleiben und zur Ehre dessen, von dem sie sagen können: «Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet in Ewigkeit» (Ps 45,3). Als Gegenstände einer besonderen Gnade haben sie den kennengelernt, der die einzige Quelle davon ist.