Die Offenbarung (27)

Offenbarung 20,7-15

Satan für eine kurze Zeit losgelassen

Die letzte Verführung (20,7-9)

Der irdische Segen während der Regierung des Messias, die Erfüllung der Verheissungen an Abraham und David, die Beseitigung des Fluchs auf der Schöpfung, der neue Bund mit Israel und Juda: Diese Themen von grösstem Interesse werden in den prophetischen Büchern des Alten Testaments behandelt. Das Neue Testament spielt darauf an, erwähnt sie aber nicht ausdrücklich. Nur die Herrlichkeiten des himmlischen Jerusalem und der himmlischen Braut werden vorgestellt. Eine Beschreibung des irdischen Jerusalem und der irdischen Braut fehlt hier. Denn im Buch der Offenbarung ist die Erde immer der Schauplatz der Strafgerichte.

Nun wird eine besonders ernste Tatsache erwähnt: «Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden und wird ausgehen, um die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und den Magog, um sie zum Krieg zu versammeln, deren Zahl wie der Sand des Meeres ist. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt; und Feuer kam von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie» (V. 7-9).

So ist der Charakter des Menschen und Satans. Die Gebundenheit im Abgrund hat das Wesen des Verführers nicht geändert. 1000 Jahre der segensreichen Herrschaft des Christus haben die Natur des Menschen, die begierig auf die Stimme des Verführers hört, nicht geändert.

Gog und Magog

Gog und Magog werden hier in einem allgemeineren Sinn verwendet als im Buch Hesekiel. Ihre Invasion unterscheidet sich hier in der Zeit und den Einzelheiten von dem dort erwähnten Angriff des Gog und Magog. Doch in ihrem Charakter und in ihrem Ziel stimmen sie mit dem überein, was Hesekiel prophezeit. Er sagt den Einfall einer grossen nördlichen Macht voraus, die ebenfalls Gog genannt wird. Anhand gewisser geografischer Hinweise kann sie als Russland identifiziert werden. In der Offenbarung hingegen bezeichnen Gog und Magog nicht nur eine Nation aus dem Norden, sondern Nationen aus allen vier Himmelsrichtungen. Die in Hesekiel erwähnte Invasion findet zu Beginn der Herrschaft von Christus statt, jene in der Offenbarung am Ende. Die Feinde in der Prophezeiung Hesekiels finden den Tod in den Bergen und ihre Leichname werden begraben, während die Mächte, die sich in der Offenbarung versammeln, vom Feuer aus dem Himmel verzehrt werden.

Das Gericht erfolgt unverzüglich. Die Regierung von Christus ist von Gerechtigkeit geprägt. Das Böse wird nicht wie heute geduldet, sondern sofort bestraft. Feuer vom Himmel, so wie bei Sodom und Gomorra, überwältigt die versammelten Horden. Der letzte vergebliche Versuch des Menschen, in Unabhängigkeit von Gott zu handeln, endet in einem schrecklichen und hoffnungslosen Untergang.

Mit den «Heiligen» wird hier das Volk Israel bezeichnet, und die «geliebte Stadt» ist Jerusalem. Wenn wir diese Bezeichnungen mit den prophetischen Verheissungen des Alten Testaments vergleichen, stellen sie keine Schwierigkeit dar. «Schön ragt empor, eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion, an der Nordseite, die Stadt des grossen Königs» (Ps 48,3). «Gebeugt werden zu dir kommen die Kinder deiner Bedrücker, und alle deine Schmäher werden niederfallen zu deinen Fusssohlen; und sie werden dich nennen: Stadt des HERRN, Zion des Heiligen Israels. Statt dass du verlassen warst und gehasst und niemand hindurchzog, will ich dich zum ewigen Stolz machen, zur Wonne von Geschlecht zu Geschlecht» (Jes 60,14.15). «Freut euch und frohlockt auf ewig über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich verwandle Jerusalem in Frohlocken und sein Volk in Freude. Und ich werde über Jerusalem frohlocken und über mein Volk mich freuen» (Jes 65,18.19). Nur wenn diese klaren Aussagen in Zweifel gezogen werden und eine Auslegung, die ihrem eigentlichen Sinn entgegensteht, angewendet wird, tauchen Probleme auf.

Das Endgericht über Satan (20,10)

Diese Auflehnung gegen Christus ist der letzte Triumph Satans, der letzte Ausbruch von Feindschaft des Menschen gegen Gott. Wir haben gesehen, wie die Nationen unvermittelt durch den Feuersturm, der über sie kommt, weggefegt werden. Nun sehen wir das letzte Schicksal ihres bösartigen Verführers: «Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit» (V. 10).

Satan wurde vorgängig im «Abgrund» eingeschlossen. Nun wird er in den Feuer- und Schwefelsee geworfen – ein schrecklicher Ort! Dorthin wurde 1000 Jahre zuvor das Tier und der falsche Prophet geworfen. Es ist «das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist». An jenen hoffnungslosen Ort kommen auch die «Verfluchten», die beim Gericht über die lebenden Nationen zur Linken des Sohnes des Menschen gestellt werden (Mt 25,41).

Dort werden sie – das Tier, der falsche Prophet und Satan – «Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit». Was bedeuten die Worte «von Ewigkeit zu Ewigkeit»? Abgesehen von diesem Bibelbuch werden sie im Neuen Testament vor allem im Zusammenhang mit dem Lobpreis gegenüber Gott verwendet. So heisst es z. B. in 1. Petrus 5,11: «Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!» In der Offenbarung werden sie auf die Regierung des Herrn angewendet (Kap. 11,15). Am häufigsten aber werden die Worte gebraucht, um Gottes ewige Existenz aufzuzeigen. Wiederholt wird von Ihm als Dem gesprochen, «der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit». Weshalb wird es so gesagt? Sicher, weil die Sprache der Bibel keinen Begriff enthält, der den Zustand der fortgesetzten und unveränderlichen Existenz stärker beschreiben könnte. Der stärkste Ausdruck, der auf die ewige Existenz Gottes selbst hindeutet, wird nun für die Pein Satans und seiner Leidensgenossen benutzt. Das bedeutet bestimmt, dass diese Leiden im wahrsten Sinn des Wortes ewig sein werden, immerwährend, ohne Unterbruch und ohne Ende.

Wenn der Ausdruck «von Ewigkeit zu Ewigkeit» im Alten Testament oder für die Dauer des Reichs des Herrn auf der Erde verwendet wird, bedeutet er natürlich: solange die Erde bestehen wird. Aber in der vorliegenden Stelle erweist sich diese Anwendung als unmöglich, da zu diesem Zeitpunkt das Ende der Erde bevorsteht und die Bestrafung Satans am Ende des Tausendjährigen Reichs beginnen wird. Diese 1000 Jahre der Herrschaft Christi ist der letzte Zeitabschnitt in der Geschichte der heutigen Erde. Eine Begrenzung im Sinn der «Lebensdauer» der Erde ist hier nicht möglich. Diese Worte werden an der Schwelle zu einer grenzenlosen Ewigkeit, die nicht durch ein zeitliches Mass begrenzt ist, ausgesprochen. In dieser Ewigkeit lebt der ewig seiende Gott «von Ewigkeit zu Ewigkeit». In dieser Ewigkeit wird die Pein der Verlorenen von «Ewigkeit zu Ewigkeit» dauern. Uns, die aus Gnade errettet worden sind, geziemt es, dass wir uns still vor diesem unergründlichen Geheimnis beugen. Anstatt Gott etwas zu entgegnen, lasst uns die Güte bewundern, die uns durch eine so grosse Erlösung vor einem solch schrecklichen Schicksal errettet hat.

Diese Worte gelten nicht nur für die drei grossen Widersacher. Jene, die das Tier und sein Bild angebetet haben, werden «mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht» (Kap. 14,10.11). Diese, von denen viele mit dem «Schwert dessen, der auf dem Pferd sass, dem Schwert, das aus seinem Mund hervorging» (Kap. 19,21) getötet worden sind, werden nach dem Ende der Erde zum Gericht auferstehen. Deshalb ist eine zeitliche Begrenzung der Pein auf die Lebensdauer der Erde auch in ihrem Fall unmöglich. Ihr Schicksal entspricht daher dem des Tieres und des falschen Propheten: Es ist ein ewiges Gericht. Auch der Ausdruck: «Diese werden hingehen in die ewige Pein» (Mt 25,46), ist in diesem Sinn zu verstehen. Es ist das gleiche Gericht wie für jene, die in den Feuersee geworfen werden, was im buchstäblichen Sinn «von Ewigkeit zu Ewigkeit» dauern wird.

Beim Vers: «Wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt» (Mk 9,46), handelt es sich ohne Zweifel um ein Bild. Aber ist es ein Bild von vorübergehendem oder fortwährendem Leiden? Was hat der Herr, der diese ernsten Worte dreimal wiederholt hat, sagen wollen? Meinte Er, dass der Mensch, der vom unsterblichen Wurm geplagt wird, sterben würde? Meinte Er, dass die Menschen, die sich im unauslöschlichen Feuer befinden, aufhören zu existieren? Das würde heissen, mit dem Wort Gottes oberflächlich umzugehen! Wenn die Worte aber in ihrem eigentlichen Sinn verstanden werden, so ist die Qual der Hölle ewig, unendlich wie die Existenz Gottes.

Die Auferstehung zum Gericht

Das Verständnis über die Worte «von Ewigkeit zu Ewigkeit» wirft ein erschreckendes Licht auf die nächste Szene, die vor uns kommt. Christus «muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füsse gelegt hat» (1. Kor 15,25). Das Gericht der Lebenden wurde bereits durchgeführt. Es bleibt nur noch, dass auch die Toten vor sein Gericht geladen werden. Die Gläubigen, die gestorben sind, nehmen an der Auferstehung des Lebens teil, die 1000 Jahre vor dem Ende der Welt stattfindet. Aber die übrigen der Toten bleiben während dem Tausendjährigen Reich noch in ihren Gräbern. Sie werden erst nach diesen 1000 Jahren auferstehen. Doch dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Toten gerichtet werden.

Der grosse weisse Thron (20,11-15)

«Und ich sah einen grossen weissen Thron und den, der darauf sass, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden. Und ich sah die Toten, die Grossen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken. Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen» (V. 11-15).

Das Ende der ersten Schöpfung und der Zeit ist nun gekommen. Vor den Augen Dessen, der auf dem grossen weissen Thron sitzt, entfliehen die Erde und der Himmel. Die Natur wird aufgelöst. Die bisherige Ordnung der Schöpfung verschwindet, um der neuen Schöpfung Platz zu machen. Die Zeit ist dann gekommen, da «die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden» (2. Pet 3,10). Das ist das letzte Ereignis des «Tages des Herrn». An diesem Höhepunkt stehen wir nun in Offenbarung 20,11-15. Alles, wofür der Mensch gelebt hat – die Welt und seine eigenen Werke, sein Reichtum, seine Grösse, die machtvollen Zeugnisse seiner Fähigkeiten, die von ihm erbauten Städte, die von ihm gegründeten Reiche – alles, was sein Stolz und seine Leidenschaft ausmachten, verschwindet wie ein Tagtraum. «Keine Stätte wurde für sie gefunden.»

Obschon die Werke des Menschen und die Erde vergangen sind, wird der Mensch selbst nicht aufhören zu existieren. Die, die dann in ihren Gräbern liegen, gehören Christus, aber nicht zur Errettung, sondern zum Gericht! «So wie du ihm Gewalt gegeben hast über alles Fleisch, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe» (Joh 17,2). Die einen wurden Ihm gegeben, damit Er ihnen ewiges Leben gebe. Doch Er hat Gewalt über alles Fleisch. Alles gehört Ihm. Er hat nicht alle erlöst, aber Er hat Anspruch auf alle, sowohl auf die Erretteten als auch auf die Verlorenen. Deshalb spricht Petrus von falschen Propheten, «die Verderben bringende Sekten nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen» (2. Pet 2,1). Die Rechte des Herrn, die Er durch das Kreuz erworben hat, umfassen alle, und alle müssen ihre Knie vor Ihm beugen und Ihn als Herrn anerkennen: die «Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen». Die Erretteten tun dies aus Gnade freiwillig. Jene, die diese Gnade abgelehnt haben, müssen Ihn im Gericht als Herrn anerkennen und sich vor Ihm beugen.

Er hat sowohl ihre Körper als auch ihre Seelen erkauft. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, da alle, die sich noch in den Gräbern befinden, seine Stimme hören und zum Gericht auferstehen werden. Sie werden gemäss der fleckenlosen Reinheit des grossen weissen Throns gerichtet werden. Auf diesem Thron sitzt Christus, nicht Gott, der Vater. Denn obschon Gott der «Richter aller» ist, hat Er «das ganze Gericht dem Sohn gegeben», «weil er des Menschen Sohn ist» (Heb 12,23; Joh 5,22.27). Es ist Gottes Strafgericht, weil Christus als vollkommener Mensch Gottes Gerechtigkeit auf vollkommene Weise ausübt. Aber es ist der «Sohn des Menschen», vor dem «die Toten, die Grossen und die Kleinen», stehen werden.

Die letzte Gerichtsverhandlung

Nun beginnt die grosse Gerichtsverhandlung. «Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist.» Diese Symbolik findet man auch im Propheten Daniel und ist buchstäblich auch von menschlichen Gerichtsinstanzen bekannt. Es gibt zwei Arten von Büchern: Die einen enthalten die Werke der Toten. Diese werden «gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken». Im anderen Buch – in dem des Lebens – sind die Namen derer registriert, die zum ewigen Leben bestimmt sind.

Die dann auferstandenen Toten können in zwei Gruppen unterteilt werden: die einen, die vor dem Tausendjährigen Reich gestorben sind und die anderen, die in den 1000 Jahren sterben. Das Los der ersten Gruppe macht die Bibel offensichtlich klar:

Wir wissen, dass die, «die des Christus sind», bei seinem Kommen für die Seinen auferstehen werden. Jene, die zwischen seinem Kommen zur Entrückung und seinem machtvollen Erscheinen «im Herrn» sterben, haben ebenso teil an der ersten Auferstehung. Alle also, die von Anfang der Welt an bis zum Kommen des Herrn in Herrlichkeit «im Herrn» gestorben sind, sind bereits 1000 Jahre zuvor auferstanden. Die übrigen der Toten sind nur noch ungläubige Menschen, die nicht im Herrn gestorben sind. Diese werden nun nach ihren Werken gerichtet. Ihre Namen finden sich nicht im Buch des Lebens. Das zeugt gegen sie. Für sie bleibt nichts anderes als der zweite Tod, denn «wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen».

Über die andere Gruppe von Menschen, die während der Herrschaft des Herrn sterben, finden wir einen Hinweis in Jesaja 65,19-22: «Ich werde über Jerusalem frohlocken und über mein Volk mich freuen; und die Stimme des Weinens und die Stimme des Wehgeschreis wird nicht mehr darin gehört werden. Und dort wird kein Säugling von einigen Tagen und kein Greis mehr sein, der seine Tage nicht erfüllte; denn der Jüngling wird als Hundertjähriger sterben und der Sünder als Hundertjähriger verflucht werden. Und sie werden Häuser bauen und bewohnen und Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen. Sie werden nicht bauen und ein anderer wird es bewohnen, sie werden nicht pflanzen und ein anderer wird essen; denn wie die Tage des Baumes sollen die Tage meines Volkes sein, und meine Auserwählten werden das Werk ihrer Hände verbrauchen.»

Die Bibel macht deutlich, dass es bei der Auferstehung eine Unterscheidung zwischen Gläubigen und Ungläubigen gibt: «Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts» (Joh 5,28.29). Wie kann von einigen gesagt werden, dass sie das Gute getan und nicht das Böse verübt haben? Nur weil ihre bösen Taten durch das Blut Christi ausgelöscht sind und ihnen nur das, was durch den Heiligen Geist in ihnen gewirkt worden ist, angerechnet wird. Dieser Grundsatz gilt für alle Gläubigen.1

Ewige Verdammnis

Der allgemeine und universelle Charakter des Gerichts am grossen weissen Thron ist also die Verurteilung zur ewigen Verdammnis. Es ist das feierliche Grabgeläute des zweiten, des ewigen Todes. Die zahllosen Millionen von Menschen, die in ihren Sünden gestorben sind; die Millionen, die das Evangelium Gottes gehört und es verworfen haben; die Millionen, die beinahe, aber nicht ganz überzeugt worden sind; die Millionen, die sagten: «Wir wollen dich in dieser Sache nochmals hören», um sich dann abzuwenden und ihren Leidenschaften nachzugehen (Apg 17,32; 24,25; 26,28); die Liebenswürdigen, die Rechtschaffenen, die Religiösen, die Selbstgerechten, die zu gut für Christus waren – alle werden dort sein. Das Wort Gottes nennt sie: Feige, Ungläubige, mit Gräueln Befleckte, Mörder, Hurer, Zauberer, Götzendiener, Lügner. Keiner kann entkommen. «Das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades – der Aufenthaltsort der Körper, bzw. der Seelen – gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken.»

Es geht bei den Werken nicht nur um die vor Menschen sichtbaren Taten, denn an jenem Tag «wird Gott das Verborgene der Menschen richten nach meinem Evangelium durch Jesus Christus» (Röm 2,16). Allen steht ein schreckliches Schicksal bevor. Tod und Hades werden in den Feuersee geworfen. Und die Ungläubigen, die sich vor ihrer Auferstehung im Tod und Hades befanden, werden als Verurteilte in die endlose Pein gehen. «Dies ist der zweite Tod, der Feuersee».

Keine Vernichtung

Es ist sonderbar, dass diese Worte, die von ewiger Hoffnungslosigkeit reden, als Argument gegen die ewige Dauer der Leiden geltend gemacht werden. Es ist wahr, dass das Feuer als Symbol für Zerstörung verwendet wird, aber Zerstörung muss nicht zwingend auch Vernichtung einschliessen. In der vorliegenden Stelle hat es nicht diese Auswirkung, denn das Tier und der falsche Prophet, wie auch Satan, werden in den Feuersee geworfen. Doch statt vernichtet zu werden, werden sie Tag und Nacht gepeinigt. Es muss nochmals festgehalten werden, dass der zweite Tod nichts mit einer vollständigen Vernichtung zu tun hat. Wo in der Bibel wird der Begriff «Tod» mit dieser Bedeutung verwendet? Hört ein Mensch, der in Sünden und Vergehungen gestorben ist, auf zu existieren? Bringt der erste Tod das Ende über ein verantwortliches Wesen? Der reiche Mann und Lazarus sowie besonders die Worte des Heilands an den Verbrecher am Kreuz genügen als Antwort (Lk 16,19-31; 23,43). Auf welcher Grundlage kann dann trotz dem klaren Hinweis, dass die Verlorenen ewig gepeinigt werden, behauptet werden, dass der zweite Tod die vollständige Vernichtung bedeute? Wie schade, dass die Menschen sich angesichts der Schrecken des kommenden Zorns zu täuschen suchen, anstatt diesem zu entgehen, indem sie den unendlichen Reichtum der Gnade Gottes für sich in Anspruch nehmen!

  • 1Anmerkung der Redaktion: Darum sind wir überzeugt, dass am grossen weissen Thron nur Ungläubige zur Rechenschaft gezogen werden. Nur sie werden zum Gericht auferstehen.