Die Offenbarung (22)

Offenbarung 16

Der allgemeine Charakter der Schalengerichte (16,1)

«Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel zu den sieben Engeln sagen: Geht hin und giesst die sieben Schalen des Grimmes Gottes auf die Erde aus» (V. 1).

Bevor wir die Schalen im Einzelnen untersuchen, scheinen einige Bemerkungen über ihren allgemeinen Charakter angebracht. Es sind wie bei den Siegeln und Posaunen sieben an der Zahl.

Während die sieben Posaunengerichte eine Entfaltung des siebten Siegels sind, entwickeln sich die sieben Schalen nicht aus der siebten Posaune. Diese bringt uns bereits zur Erscheinung des Herrn in Macht und Herrlichkeit. Was dann weiter geschieht, wird nicht im Einzelnen ausgeführt, bis andere Ereignisse, die diesem grossen Zeitpunkt ebenfalls vorausgehen, vorgestellt worden sind.

Die Reihe der Schalengerichte läuft zum gleichen Ziel wie die Posaunengerichte. Sie werden als die «letzten sieben Plagen» bezeichnet und finden ganz oder teilweise gleichzeitig wie die Posaunengerichte statt. Weil sie zuletzt auftreten, liegt ihre Besonderheit darin, dass sie Gottes Zorn vollenden. Das wird dadurch angedeutet, dass sie zwar gleichzeitig wie die Posaunengerichte zu Ende kommen, aber später beginnen und daher in einem kürzeren Zeitraum ablaufen.

Zwischen den Posaunengerichten und den Schalengerichten gibt es eine Parallele. Sowohl die erste Posaune als auch die erste Schale betrifft die Erde. Bei der zweiten Posaune und bei der zweiten Schale geht es um das Meer. Die dritte Posaune und die dritte Schale wirken sich auf die Flüsse und Quellen aus. Die vierte Posaune und die vierte Schale ziehen die Gestirne in Mitleidenschaft. Wie die fünfte Posaune so bringt auch die fünfte Schale Rauch, Finsternis und Qualen, aber ohne tödliche Folgen. Wie die sechste Posaune so leitet auch die sechste Schale eine Invasion über den Euphrat ein. Die siebte Posaune und die siebte Schale führen die Herrschaft des Herrn Jesus Christus ein.

Ohne Zweifel bestehen grosse Unterschiede. So erweisen sich die Schalengerichte als viel schwerer und heftiger als die Posaunengerichte. Die grundsätzliche Gemeinsamkeit, sowie die kürzere Dauer der Schalengerichte, scheint darauf hinzudeuten, dass sich die Posaunengerichte gegen das Ende hin steigern und schlimmer werden. Entweder werden die Plagen von der gleichen Art heftiger oder sie umfassen einen grösseren Einflussbereich. Dies scheint der allgemeine Charakter der Schalengerichte zu sein.

Erste Schale (16,2)

«Und der erste ging hin und goss seine Schale auf die Erde aus; und es kam ein böses und schlimmes Geschwür an die Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten» (V. 2).

Wie bei der ersten Posaune ist hier die Erde betroffen. Damit ist der Bereich einer geordneten Regierung gemeint. Egal, ob die Plage wörtlich oder symbolisch verstanden wird – es handelt sich offensichtlich um eine schmerzvolle und demütigende Heimsuchung jener Menschen, die das Tier angebetet haben und seine Anhänger gewesen sind. Es ist nicht schwierig, die Plage wörtlich zu verstehen. Ähnliche Heimsuchungen prägten das Missfallen Gottes an den Ägyptern und Philistern, denn Gott demütigt den Stolzen und verachtet den Hochmütigen. Da die Beschreibungen in der Offenbarung aber im Allgemeinen symbolisch sind, sind die hier erwähnten Gerichte wahrscheinlich nicht wörtlich zu verstehen. In diesem und in anderen Fällen liefern aber die Plagen in Ägypten die Illustration dazu. Dies trifft sicher auch auf die weiteren Schalengerichte zu.

So können wir in diesem Fall annehmen, dass es sich beim Geschwür eher um eine geistige als um eine körperliche Beeinträchtigung handelt. Es wird eine tiefe, aufreibende Plage auf jene Menschen fallen, die das Tier und sein Bild anbeten. Gott kann auf verschiedene Weise Gericht ausüben. Das Wiederaufleben von Götzendienst ist eine Sünde, die bestraft werden muss. Und wer diesen Gräuel vor Gott ausübt, wird darum ernsthaft heimgesucht. Dies ist der Hauptgrund der ersten Plage.

Zweite Schale (16,3)

«Und der zweite goss seine Schale auf das Meer aus; und es wurde zu Blut, wie von einem Toten, und jede lebendige Seele starb, alles, was in dem Meer war» (V. 3).

Hier, wie an anderer Stelle, bezeichnet das Meer die grosse Menge von Völkern (Völkermeer). Gottes Züchtigung ist nicht auf das Tier und seine Anhänger beschränkt. Die ganze Welt wird von einem sittlichen Tod getroffen werden. Das wird durch das grässliche Bild des Meeres angedeutet, dessen Wasser zu Blut von einem Toten wird. Dadurch stirbt jede lebendige Seele, d.h. jede äussere Beziehung zu Gott wird abgebrochen. Dies ist die Bedeutung der zweiten Plage.

Dritte Schale (16,4-7)

«Und der dritte goss seine Schale auf die Ströme und auf die Wasserquellen aus, und sie wurden zu Blut» (V. 4).

Wie bei der dritten Posaune stellen die Flüsse und Wasserquellen die Quellen der menschlichen Erfrischung dar. Unter den Posaunengerichten wurde der dritte Teil dieser Wasser verdorben und bitter gemacht. Mit den schwerwiegenderen Schalengerichten werden sie nicht nur verdorben, sondern zu Blut, d.h. zu etwas Todbringendem, und zwar nicht nur der dritte Teil des Globus, sondern weltweit.

Die Stimme der Engelwelt bestätigt die Rechtmässigkeit dieses Gerichts: «Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Du bist gerecht, der da ist und der da war, der Heilige, dass du so gerichtet hast. Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind es wert. Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte» (V. 5-7). Obwohl keine besondere Gegend dieser Erde erwähnt wird, scheint es, dass dieses Gericht besonders jene treffen wird, die die Gläubigen und Propheten verfolgt haben.

Die Stimme des Altars ist sehr bezeichnend. Unter jenem Altar sah Johannes in einer früheren Vision «die Seelen derer, die geschlachtet worden waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie hatten» (Kap. 6,9). Nun freut sich dieser Altar, der Zeuge der Leiden dieser Märtyrer geworden ist, über die gerechte Bestrafung, die ihre Verfolger trifft.

Vierte Schale (16,8-9)

«Und der vierte goss seine Schale auf die Sonne aus; und es wurde ihr gegeben, die Menschen mit Feuer zu versengen. Und die Menschen wurden von grosser Hitze versengt; und sie lästerten den Namen Gottes, der die Gewalt über diese Plagen hat, und taten nicht Buße, ihm Ehre zu geben» (V. 8.9).

Die Sonne deutet auf die höchste Autorität hin. Daher spricht diese Plage von einem grossen Druck, der von einer Diktatur ausgehen wird. Die Menschen werden unter der Heftigkeit der unterdrückenden Gewalt stöhnen, die der Herrscher jener Zeitperiode ausüben wird.

Unter der vierten Posaune wurde nicht die Hitzeausstrahlung der Sonne erhöht, sondern sie wurde teilweise verfinstert. Dies lässt den Schluss zu, dass die Anarchie und Verwirrung, die die vierte Posaune mit sich bringt, in einer von schrecklicher Unterdrückung und Leiden geprägten Periode enden wird. Ein Beispiel aus der Geschichte: In der Französischen Revolution wurde zuerst jede Autorität umgestürzt, aber sie gipfelte schliesslich in einer blutrünstigen Tyrannei einer Schreckensherrschaft.

Das überaus ernste Merkmal der ganzen Szene ist, dass der Mensch, obwohl er Gott als den Urheber dieser Plagen erkennt, sich nur in Auflehnung gegen Ihn verhärtet. Statt Buße zu tun und zu Ihm umzukehren, äussert er noch schrecklichere Lästerungen gegen Gott und seinen Namen.

Fünfte Schale (16,10-11)

«Und der fünfte goss seine Schale auf den Thron des Tieres aus; und sein Reich wurde verfinstert; und sie zerbissen ihre Zungen wegen der Qual, und sie lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Qualen und wegen ihrer Geschwüre, und sie taten nicht Buße von ihren Werken» (V. 10.11).

So präsentiert sich der Mensch, wenn er sich selbst überlassen ist und Satan die Führung übernimmt. Hier sehen wir das System, das der Mensch für sich unter der Führung des Gottes dieser Welt errichtet hat. Wissenschaft und Kunst, Zivilisation und Kultur: All das – so denkt der moderne Mensch – zivilisiert, verfeinert und veredelt die menschliche Rasse. All das bringe die Freiheit mit all ihren Vorzügen. Es sei ganz dem Menschen überlassen, sein Geschick selbst zu bestimmen. Und wie sieht das Ergebnis davon aus? In Westeuropa, der Heimat der Zivilisation, der Freiheit, der Aufklärung und des Fortschritts wird dies zur Herrschaft des Tieres führen. Sein Reich ist von Tyrannei, Finsternis, Elend und Gotteslästerung geprägt. Und weshalb das? Weil der Mensch Gott ausser Acht gelassen hat. «Alle seine Gedanken sind: Es ist kein Gott!» (Ps 10,4).

Unabhängigkeit von Gott war der Grund seines Sündenfalls, der Anfang seines Ruins und Elends. Die Unabhängigkeit von Gott wird in all der Not dieser schrecklichen Zeit ihren Höhepunkt erreichen. Die Finsternis ist moralischer oder geistiger Natur. Die Menschen werden in ihrer Blindheit nach einem Zufluchtsort von ihrer nagenden Qual tasten. Doch sie werden durch Satan so getäuscht, dass sie den Namen Gottes lästern, statt sich dem einzigen Befreier zuzuwenden. Sie verharren in ihren Sünden, die Gottes Strafgerichte hervorgerufen haben. Aber noch Schlimmeres wartet auf sie.

Sechste Schale (16,12-16)

«Und der sechste goss seine Schale auf den grossen Strom, den Euphrat, aus; und sein Wasser versiegte, damit der Weg der Könige bereitet würde, die von Sonnenaufgang her kommen. Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, wie Frösche; denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, die zu den Königen des ganzen Erdkreises ausgehen, um sie zu versammeln zu dem Krieg des grossen Tages Gottes, des Allmächtigen. (Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig, der wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt einhergehe und man seine Schande sehe!) Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heisst» (V. 12-16).

Diese Verse sollten, wie die vorhergehenden Strafgerichte, nicht wörtlich verstanden werden. Der Euphrat war die östliche Grenze des Römischen Reichs. Das Versiegen seines Wassers, um den Weg für die Könige des Ostens frei zu machen, ist ein natürliches Bild dafür, dass diese Grenze im wiederhergestellten Römischen Reich unter dem Tier aufgehoben wird.

Bei den aus dem Osten stammenden Königen wird es sich wahrscheinlich um ein Bündnis von Staatsgewalten handeln, das unter einem Herrscher gebildet wird, der den Platz des geschichtlichen Königs von Assyrien einnehmen wird. Im Gegensatz zu Ägypten wird dieser Führer als «König des Nordens» betitelt. Wenn sich dieses Bündnis gegen das wiedererstandene Römische Reich richtet, wird es als «die Könige, die von Sonnenaufgang her kommen», bezeichnet.

Wir haben gesehen, dass sich eine solche Macht gegen Jerusalem aufstellen wird. Diese Stadt wird ihrerseits Zuflucht in einer verhängnisvollen Allianz mit dem Tier, dem Führer des Römischen Reichs, suchen. Es entspricht dem Plan Gottes, dass alle Nationen sich «nach Jerusalem zum Krieg» versammeln werden. Aber Gott wird bewirken, dass der Drache und die bösen Leidenschaften der Menschen seinen eigenen Willen ausführen. So wie Er einst einem Lügengeist befohlen hat, Ahab zu seinem Untergang zu verführen, und so wie Er den Menschen in dieser schrecklichen Zeit «eine wirksame Kraft des Irrwahns sendet, dass sie der Lüge glauben» (2. Thes 2,11), so wird Er die unreinen Geister aus dem Mund des Drachen, des Tieres und des falschen Propheten gebrauchen, um all diese Mächte zu versammeln. Es sind die «Trauben des Weinstocks der Erde», die in der Weinpresse des gerechten Zorns Gottes zertreten werden.

Satan wirkt im Hintergrund

Zweifellos wird dieser Krieg mit dem Austausch der üblichen diplomatischen Noten und der üblichen Beteuerung, man hege keine bösen Absichten, erklärt werden. Aber der Heilige Geist deckt die wahren Motive auf und zeigt, dass die wirklichen Agenten in dieser grossen Ansammlung Dämonen sind. Es sind teuflische Ratschläge, die aus dem Herzen Satans und seiner bösen Werkzeuge kommen. Durch diese wird der Krieg entfacht und Gottes Vorsatz erfüllt werden. Die Könige des Ostens sammeln ihre Armeen und überschreiten die Grenze zum Herrschaftsgebiet des Tieres. Das Tier, zusammen mit den Regierungen des Westens, mobilisiert ebenfalls seine Armeen zur Entscheidungsschlacht bei Harmagedon.

Es mögen Zweifel bezüglich der genauen Bedeutung dieses Wortes bestehen. Doch ein gewisser Bezug zum Tal von Megiddo ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Dort wurde einst der starke heidnische Bedrücker überwältigt, als Gott zur Befreiung seines Volkes erschien. Es ist der Ort, wohin «Könige kamen, sie kämpften; da kämpften die Könige Kanaans bei Taanak an den Wassern Megiddos: Beute an Silber trugen sie nicht davon. Vom Himmel her kämpften, von ihren Bahnen aus kämpften die Sterne mit Sisera» (Ri 5,19.20). Es ist offensichtlich, dass wir hier einen bemerkenswerten Hinweis auf jene grosse, zukünftige Schlacht haben. Es ist der Moment, wenn Christus vom Himmel kommt, um sein Volk zu erretten, seine Feinde zu vernichten und sein Reich aufzurichten. Wir erfahren an anderer Stelle, dass die Nationen sich im Land Israel versammeln werden. Aber der Name Harmagedon bezieht sich wahrscheinlich weniger auf den Ort als auf den Charakter ihrer Niederlage, wie diese in der grossen Schlacht «an den Wassern Megiddos» vorgebildet wird.

Es scheint, dass damit das Elend der Erde seinen Höhepunkt erreicht. Wer kann den Schmerz der Gläubigen begreifen oder das Seufzen, das in der Frage aufsteigt: «Wie lange noch?» Der Tag der Erlösung und Befreiung ist aber ganz nahe. Die versammelten Armeen werden kaum ahnen, dass sie, statt aufeinander zu treffen, Dem begegnen werden, dessen Ansprüche sie verachtet, dessen Gläubige sie verfolgt und dessen Name sie gelästert haben. Er wird kommen, um die Krone zu nehmen, die Ihm zusteht. Das Land, das sie als ihre Beute betrachtet haben, hat Gott zu ihrer Grabstätte bestimmt. Das Tier und sein noch böserer Genosse werden nicht im Traum daran denken, dass sie auf dem Schlachtfeld, auf das sie zueilen, ergriffen und lebendig in die ewige Qual des Feuersees geworfen werden. Die seufzenden Gläubigen, die sich in den Bergen und Höhlen versteckt halten, wagen kaum zu glauben, dass sie nun endlich ihre Häupter erheben können, weil ihre Befreiung nahe bevorsteht.

Wie freudevoll, aber auch wie ernst sind die Worte, die wie eine kurze Pause im tobenden Sturm ertönen: «Siehe, ich komme wie ein Dieb.» Was für eine schreckliche Überraschung für «die Menschen, die auf der Erde wohnen», die trotz aller Unruhen immer noch ihre eigenen Wege gehen und von einer besseren Zukunft träumen! Aber was für eine glückliche Überraschung für die leidenden Gläubigen, wenn ihr Befreier im Zeitpunkt ihrer grössten Bedrängnis erscheint. Bis es so weit ist, fordert Er sie auf, wachsam zu sein und die Kleider zu bewahren, um nicht für nackt befunden zu werden.

Siebte Schale (16,17-21)

«Und der siebte goss seine Schale in die Luft aus; und es kam eine laute Stimme aus dem Tempel hervor, von dem Thron her, die sprach: Es ist geschehen. Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner; und ein grosses Erdbeben geschah, wie es nicht geschehen ist, seitdem die Menschen auf der Erde waren, solch ein Erdbeben, so gross. Und die grosse Stadt wurde in drei Teile geteilt, und die Städte der Nationen fielen, und Babylon, die grosse, kam ins Gedächtnis vor Gott, dass ihr der Kelch des Weines des Grimmes seines Zornes gegeben werde. Und jede Insel entfloh, und Berge wurden nicht gefunden. Und grosse Hagelsteine, wie ein Talent schwer, fallen aus dem Himmel auf die Menschen herab; und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr gross» (V. 17-21).

Hier nun kommen die vorangehenden Strafgerichte zu einem Ende. Die Schale wird in die Luft ausgegossen. Es ist der Bereich von Satans Machtausübung, denn er ist gemäss Epheser 2,2 «der Fürst der Gewalt der Luft». Mächtige Ergebnisse folgen. Gott spricht vom Thron herab aus dem Tempel, in dem die Bundeslade steht, und erklärt sein Handeln für abgeschlossen. Was ist damit gemeint? Es ist das Werk, auf das alle Pläne Gottes hinsichtlich einer Regierung über die Erde ausgerichtet sind. Die Bundeslade war eine ständige Erinnerung daran. Es geht um die Einsetzung seines Königs auf dem heiligen Berg Zion und um die Bestimmung von Jerusalem, das zur Freude und zum Segen für die ganze Erde werden soll. Die Zeit dafür ist nun gekommen. Die Blitze, die Stimmen und die Donner künden das Gericht an, mit dem die genannten Ziele erreicht werden.

Ein Erdbeben von unvorstellbarer Wucht oder ein nie dagewesener Zusammenbruch jeder menschlichen Autorität folgt darauf. «Die grosse Stadt wurde in drei Teile geteilt.» In der Offenbarung ist mit der «heiligen Stadt» Jerusalem und mit der «grossen Stadt» Rom gemeint. Die letztere wird an anderer Stelle «die grosse Stadt, die das Königtum hat über die Könige der Erde» genannt (Kap. 17,18). Mit der Stadt ist hier die ganze römische Herrschaft gemeint. Sie zerfällt in drei Teile. Daneben fallen die Städte der Nationen, was auf einen allgemeinen Umsturz hindeutet. Wir denken an das Standbild im Traum von Nebukadnezar (Dan 2). Das Gold, das Silber, das Kupfer, das Eisen und der Ton werden unter dem Gewicht des Steins, der auf das Bild fällt, zu Staub zermalmt.

Das grosse Babylon kommt ins Gedächtnis. Es ist dieses verdorbene religiöse System, das nach der Entrückung der wahren Kirche übrigbleibt. Es muss ebenfalls den Kelch des Strafgerichts trinken, das in den nächsten Kapiteln vorgestellt wird. Alle Zufluchtsorte und Symbole von Beständigkeit verschwinden: Berge und Inseln. Eine schreckliche Geissel, gleich einem überaus starken Hagel fegt jede Einrichtung und jedes System der Menschen von der Erde fort. Aber auch dieser Hurrikan des Gerichts vermag die hartnäckige Auflehnung und den Hass des menschlichen Herzens gegenüber Gott nicht zu brechen. Es werden neue Lästerungen gegen seinen Namen und seine Wege ausgestossen.